Raid Marokko 22 – wie ihn Ruth und Nello erlebten

Wir starteten am 15. 4. 22 zusammen mit Bernadette Florio um auf dem Landweg nach Alceceira und mit der Fähre nach Tanger Med zu gelangen.

9.5.22 Wir waren etwas früher im Hotel Villa Marine in Ksar Sghir. Unsere Überfahrt mit der Fähre dauerte auch nur 1 ½ Std. So hatten wir genügend Zeit uns einzunisten und dann natürlich gespannt auf den Rest der Gruppe und unsere Reiseleitung zu warten. Ein Teil der 2CV wurden im Innenhof des Nachbargebäudes einparkiert. Nach einer feinen Lasagne und einem Glas Wein verbrachten wir unsere 1. Nacht auf dem afrikanischen Kontinent.

10.5.22 Unsere Fahrt führte uns über grüne Hügel und entlang der Küste über Fnideq und Tetquan nach Chefchaouèn, der blauen Stadt. Auf Anraten des Hotelier der Villa Marine tankten wir unsere Gefährte nicht in Ksar Sghir auf wo das Benzin meistens verschmutzt und gestreckt ist, sondern etwas weiter entfernt Richtung Fnideq. Ein Erlebnis, wenn die Tankstelle von so vielen bunten Autos «geschwemmt» wird. Die Tankwarte waren etwas überfordert mit tanken und bezahlen bevor die nächste Tankfüllung in Angriff genommen wurde und der Zähler wieder auf Null gestellt war. Wir übten uns im Konvoi fahren, was gar nicht so einfach war. Das mit dem Navi klappte auch nicht sehr gut und der Funk blieb bei einigen stumm. Die Landschaft war sehr grün. Wir fuhren an Stauseen vorbei, die als Wasserspeicher für die Bevölkerung dienten. Verschwitzt und müde kamen wir in Chefchaouèn an. Die Autos wurden parkiert und ein Parkplatzwächter engagiert. Wir machten uns auf Entdeckungsreise durch die wunderbare blaue Stadt mit Ihren vielen Gassen. Wir hörten den Gebetsruf von 17 Moscheen, was sehr interessant war. Es war vor allem nicht synchron und einige Stimmen tönten eher krächzend als singend.

11.5.22 Ziel heute Fes. Wieder fuhren wir durch grüne Landschaft über Quezzane nach Volubilis. Diese alte Römerstädte ist relativ gut erhalten. Wir genossen die Anlage auf eigene Faust ohne Führer. Jeder Baum mit seinem Schatten war willkommen. Die hohen Temperaturen waren wir uns definitiv noch nicht gewohnt. Das Mittagessen nahmen wir am Rande des Marktes in Moulay-Idriss ein. Tische wurden zusammengeschoben, Stühle herangeschleppt. Der Wirt liess das Essen in einer nahegelegenen Küche bereitstellen. Unsere Autos waren auf dem ganzen Platz verteilt und wurden natürlich wieder bewacht. Alles wunderbar. Die Fahrt ging weiter nach Fes. Unser Hotel hatte einen abgeschlossenen Innenhof wo wir unsere Autos parkieren konnten. Nach dem Zimmerbezug war ein Bad im Pool angesagt. Das tat gut, genauso wie das erfrischende Bier.

12.5.22 Stadtbesichtigung Fes. Wir hatten eine geführte Tour durch Fes, eine sehr interessante und alte Stadt. Als erstes besuchten wir das «Judenviertel», dann den Suk und wir fuhren auf eine Befestigungsanlage, besuchten eine Gerberei und eine Töpferei. Sehr eindrücklich war auch die Universitätsstadt. Sehr gefallen hat mir die Veterinärklinik für Esel, die von den Amerikanern erbaut wurde und jeder Marokkaner kann hier seinen Esel gratis behandeln lassen. Für die Marokkaner ist der Esel «das Transporttier» ohne das kann kein Handel betrieben, die Felder nicht bewirtschaftet werden etc. Eine wunderbare Geste der Amerikaner mit dieser Klinik.

13.5.22 Fès-Azrou-Mrirt-Azrou-Midelt. Eine sehr lange Strecke über ca. 300km. Unser 1. Ziel war Claude in Mrirt. Wir fuhren über das Kandargebirge und den Col du Kandar nach Azrou. Eine wunderbare Strecke durch den Wald von Jaba. Weiter ging es Richtung Mrirt wo uns Claude abholte und zu seinem neuen Zuhause führte, sehr abgelegen und über Piste. Seine «adoptierte Familie» bewirtete uns mit einem sehr leckeren Lunch im Beduinenzelt. Hungrig langten wir noch so gerne zu.

Unser Weg führte weiter nach Midelt. Die Strecke war schön, lang und ziemlich anstrengend. Das Konvoi fahren funktionierte nicht optimal mit Überholen und nicht Überholen können. Lastwagen, die schwer beladen waren kämpften sich im Schritttempo die Hügel hinauf und «versperrten» den Weg. Nun, wir waren froh, als wir unser Hotel Kasbah Asmaa in Midelt endlich erreichten und waren sehr beeindruckt von dem ästhetisch wundervollen Gebäude. Der Zimmerbezug war dann etwas weniger erfreulich. Das Badezimmer war in einem desolaten Zustand und sehr schmutzig. Mit der Sauberkeit hatte man es im ganzen Hotel nicht besonders, ob Böden, Tische oder Geschirr. Die Auswirkungen spürten wir dann in der Nacht. Unser Verdauungstrakt meldete sich resolut.

14.5.22 – Midelt – Agoudal. Unsere Reise führte über verschiedene Pässe nach Agoudal. Viel Schotterpiste, viele Schlaglöcher. Für 200km hatten wir fast 10 Stunden Fahrt. Wir erlebten sehr viele schöne Landschaften. In den Bergen ist sehr viel Armut. Ein eindrücklicher Tag. Wir übernachten in der Aubèrge Ibrahim. Eine einfache, aber herzliche Pension und sauber!

15.5.22 – Agoudal – Boumalne du Dadès. Die Abfahrt war etwas «holprig» mit all den Kindern, die bettelten. Vor allem Süssigkeiten und Kugelschreiber waren gefragt. Wir mussten aber auch darauf achten, dass die Kinderhände nicht auf einmal in unseren Fahrzeugen waren und z.B. unsere Sonnenhüte klauten. Die Strassen waren voller Schlaglöcher und wir fuhren ziemliche Schlenker, obwohl wir nüchtern waren 😉. Weiter ging es auf über 2600m ü.M. über das Atlasgebirge und durch die Schlucht von Todra, wau! Über Tineghir nach Boumaine ed Dades. Wir hatten eine sehr abwechslungsreiche Fahrt.

16.5.22 – Boumalne – Zagora. Markus musste heute die ganze Strecke fahren. Ich wurde von «Montezumas Rache» heimgesucht. Wir fuhren Piste über den Pass Tizi-ni Tasaret. In einem unscheinbaren Haus mit einem grossartigen Innenleben hatten wir ein sehr feines Mittagessen mit verschiedenen Tagines und Spiesschen etc. etc. Ich begnügte mich mit Wasser. Weiter ging es durch das Vallée du Draa. Das Tal ist voll mit Dattelbäumen. Es wird aber auch Korn und Gemüse angebaut. Leider hat es seit 4 Jahren nicht mehr geregnet und die Bäume gehen ein. Das Bachbett ist völlig ausgetrocknet. Es gibt übrigens 60 verschiedene Sorten Datteln. Im Hotel Le Sauvage Noble haben wir übernachtet in einem Zimmer und Badezimmer wie aus 1001 Nacht. Trotz der schönen Badewanne werden wir nur duschen.

17.5.22 Zagora- Tagounite – Erg Che Gaga. Unser 1. Wüstentag. Tourbane binden, viel Wasser einpacken. Unsere Reiseleitung organisierte auch gefrohrenes Wasser für uns. «Süüferli» ging es los über eine Piste mit Steinen. Dann fuhren wir in der Wüste und blieben natürlich alle im Sand stecken. Wir wurden allesamt aus dem Sand abgeschleppt und übten uns dann im Sanddünen fahren. Eine Steinwüste war dann schon eine immense Herausforderung für uns und wir mussten umkehren. Weiter ging es auf fast direktem Weg nach Erg Che Gaga. Unser erster Plattfuss war angesagt. Die Piste war fast unbefahrbar, noch 3km bis zu den Berbern entpuppten sich als 7km über Bachbeete. Um 20.30 Uhr kamen wir schliesslich in unserem Nachtlager an, total müde und ausgelaugt. In den Bedouinenzelten war es so heiss, dass wir verkehrt in unserem Bett schliefen und versuchten bei offener Tür ein bischen frische Luft zu erhaschen. Einige Glückliche konnten unter dem wunderbaren imposanten Sternenhimmel auf der Sitzgruppe schlafen.

18.5.22 – Erg Che Gaga – Foum Zguid – Tissint. 2. Tag in der Wüste. Es war wieder sehr anstrengend. Wir fuhren in einem Sandsturm. Das Fahren im Konvoi war noch einmal schwieriger. Du musst den Kontakt zum Vordermann nicht verlieren, aber noch weniger jener zum Hintermann. Es gab wieder verschiedene Ausfälle. Wir wurden nach einem Batterieschaden 24km abgeschleppt aus der 47 Grad heissen Wüste und das nicht zu langsam mit 45 – 50 km/h. Dafür erhielten wir ein «Upgrade» = Hotel mit Pool in Foum Zguid. Dieser wurde rege benutzt. Und wir hatten Klimaanlage im Zimmer. Wir mussten diese allerdings auf 30 Grad einstellen um nicht «zu erfrieren».

19.5.22 – Foum Zguid über Tissint und Tata nach Icht, unserem südlichsten Punkt. Markus musste zuerst die Batterie ersetzen und 2 Räder wechseln. Wir hatten unseren ersten Platten eingefangen. Ich fand im Hof ein MOSA Notstromaggregat (wir haben die CH-Vertretung) Zustand, tia, als hätte es eine Kuh in der «Schnore» gehabt 😊. Wir fuhren los via Tissint Richtung Tata und entdeckten einen Canyon, den wir natürlich unbedingt besichtigen mussten. Kurz darauf wurden wir telefonisch informiert, dass wir zurück nach Tissint fahren sollen, es hätte einen Notfall gegeben und wir würden da Zmittag essen. Claudio fühlte sich sehr unwohl und war in einem Hotelzimmer untergebracht. Die Wartezeit wurde mit einem Bad im Hotel Pool überbrückt. Claudio schien sich nicht zu erholen und es wurde beschlossen, ihn mit einem klimatisierten Taxi ins Spital nach Marrakesch zu fahren. Jean-Claude Bru würde ihn begleiten. So übernahm Sadi unser Mechaniker die Reiseleitung für die weiteren Tage. Bei 47 Grad schipperten wir über Strassen vorbei an ausgetrockneten Flussbetten und Palmenplantagen. Wir haben wilde Kamele gesehen. Die Natur leidet extrem unter der Trockenheit. In Icht bezogen wir jeder einen eigenen Hausteil in der Herberge Bori Biramane. Dies ist der südlichste Punkt unserer Reise. Die Anlage der Herberge ist sehr schön mit vielen Details, wie einem kleinen Pool mit Sitzbank, wo wir uns abkühlen konnten oder einer Dachterasse mit wunderbarem Ausblick auf des Tal.

20.5.22 Ausflug in einen «Grenier» in d’Amtoudi et Aguellou. Wir fuhren 70 km durch eine wunderschöne Landschaft bis zum Ausgangspunkt zum Grenier. Ich konnte leider nicht mit hochgehen bei 40° 😉 und musste die Autos bewachen. Sadi bot mir einen Ritt auf dem Esel an. Ich wollte das arme Tier aber nicht plagen. Die Besucher des Grenier kamen alle begeistert zurück. Es handelte sich um eine Befestigung aus dem 12. Jahrhundert die auch als Vorratskammer diente und Bienenvölker Platz bot. Es wurden auch wichtige Dokumente und Verträge aufbewahrt. Eigentlich wurde hier alles wichtige aufbewahrt für einen möglichen fremden Angriff. Auf dem Rückweg hatte Bernadette einen Platten und die ganze Wagenkolone «musste» anhalten. Der Reifenwechsel dauerte 3 Minuten! Wir trainieren definitiv für die Formel 1.

21.5.22 Icht-Tafraoute über die Täler Igmir und Ait Mansour. Es ging rauf und runter, riesige Flussläufe ohne Wasser, gewaltige Felsformationen, weite Hochebenen und ein tolles Picknick im Palmenhain – inklusive Fussbad. Wir parkten unsere Autos auf dem Dorfplatz in Tafraoute. Es waren wieder einige Reparaturen angesagt und allgemeine Autopflege für die Männer und Shopping für die Frauen. Wir wagten uns selbständig in einen Souk und gaben unser Geld für Arganöl, Schuhe und Seife in einer Frauenkorporative aus. Herrlich! Wir genossen es.

22.5.22 Tafraoute – Agadir. Heute hat Markus Geburtstag. Ich wurde gefragt, was ich ihm denn geschenkt hätte. Meine Antwort – eine Fusssalbe mit Arganöl aus der Frauenkorporative 😊. Die Fahrt nach Agadir führte durch eine enorm abwechslungsreiche und interessante Landschaft inklusive die Strasse querende riesige Schafherde. Die Temperatur lag bei «kühlen» 27°. Man fühlte sich wieder wie ein Mensch, herrlich. Agadir ist eher modern. Wir haben den Hafen und den Strand besucht und man fühlte sich wieder etwas zurück in der Zivilisation. Im Hafengebiet erhielt Markus v/o Alibaba eine neue Frisur. Wir übernachteten in einer wunderbaren Hotelanlage «Paradis Nomade». Wir stiessen mit Markus an mit Bier und Wein.

23.5.22 Agadir – Marrakesch. Die Fahrt war ziemlich lang aber spannend. Wir parkten unsere Enten vor dem Hotel und gingen mit dem Taxi Downtown. Wir wollten den Souk besuchen. Er ist riesig. Die Gerüche und Farben «erschlagen einem fast». Wir haben uns noch mit letzten Souvenirs eingedeckt und eine Rast in einer Drogerie/Apotheke gemacht. Wir bekamen eine kleine Einführung in die Heilpflanzen und Gewürze von Marokko. Nach einer Teepause in einem netten Restaurant machten wir uns auf den Rückweg und versuchten uns im Wirrwarr des Souks zurechtzufinden. Wieder auf dem grossen Platz Jemaa-el-Fna entschlossen wir uns, mit der Pferdekutsche zurück ins Hotel zu fahren.

24.5.22 Marrakesch – Rabat. Am Morgen früh verabschieden wir uns von unserem Reiseleiter Jean-Claude Bru und seiner Enkelin. Sadi führte uns bis Rabat. Die abenteuerliche Reise führte uns einen Teil auf der Hauptstrasse. Wir haben sehr viele Tiertransporte gesehen. Es lohnt sich durchaus, die Bilder etwas zu vergrössern. Dann ging es kurz vor Casablanca auf die Autobahn. Es war sehr anspruchsvoll. Überholt wird links, rechts, zickzack oder einfach wie es einem gefällt und das nicht zu langsam. Ich muss schnell mal austreten – Halt auf dem Pannenstreifen. Radwechsel beim Lastwagen auf der rechten Fahrspur. Ich halte den Bus auf um mitzufahren. Das Bord wird mit Schafen gemäht – ohne Zaun! Nello sah sogar ein Huhn auf dem Grasstreifen. Nach dem Abschied von unserem lieben Freund Sadi sind die einen zum Strand gelaufen um dem Meer Hallo zu sagen, die anderen haben den Bahnhof genauer unter die Lupe genommen – Architekt ist Youssef Melehi. Es ist ein eindrücklicher Bau und Christoph konnte wieder einmal einen Zug anschauen.

25.5.22 Rabat – Tanger Med. Unser letzter Reisetag in Marokko. Es sind gute 300 km zu fahren, viel Autobahn immer wieder mit Überquerungen inkl. Rampen. So können auch Schafherden oder Esel die Autobahn queren. Wir haben auf einer Raststätte auch einen «Abfallbaum» entdeckt und natürlich wieder Storchennester. Der Wirt unseres ersten Hotels Villa Marine in Ksar Sghir hat für uns Sandwiches vorbereitet und Getränke kühlgestellt. So können wir die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre von Tanger Med nach Genua überbrücken.

Und zum Schluss
Marokko hat sehr grossen Eindruck auf uns gemacht. Die verschiedenen Landschaften, die liebenswürdigen und freundlichen Menschen, die fremde Kultur, merken – wo Wasser ist ist Leben. Aber auch die Armut und der viele herumliegende Plastik haben uns beeindruckt, die Trockenheit und sterbende Dattelplantagen. Man wird wieder geerdet und schätzt die vielen Annehmlichkeiten zuhause. Nicht vergessen möchten wir Danke zu sagen. Ein riesengrosses Danke an George und Claudio für die Organisation und die Geduld mit uns. Wir waren manchmal ziemlich chaotisch. Ein Dank aber auch an alle Teilnehmer und den tollen Teamgeist. Es war schön mit Euch!

Die Autoren dieses Erlebnisberichtes sind Ruth und Markus v/o Nello vom Team 7. Vielen Dank! Die Bilder dazu findet ihr den beiden Ordnern Fotos Marokko 22 und Videos Marokko 22. Zu der immensen Foto- und Videosammlung haben alle Teams beigetragen. Im Moment gibt es 2’505 Bilder und 37 Videos!