Centenaire Citroën in Ferté-Vidame

Und weil das Jubeljahr von Citroën sich nun dem Ende zuneigt, publiziere ich hier gerne noch den Bericht meines Besuches der offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten diesen Sommer. Ein schöne Erinnerung!

16.7.19

Nach einer schönen Fahrt durch den Neuenburger Jura erreichte ich über Dole und Chalons s. S. Marcs Dependence in Givri. Die Fahrt verlief problemlos, vom üblichen Feierabendstau in Chalons mal abgesehen. Bei 30+ Grad auf obskuren Autobahnauffahrten herumstehen ist im Leo einfach nicht so angenehm. Aber wem sag ich das, ist bei unsereins ja Allgemeingut 🙂

Marc, Danilo und Stephan mit seinem Sohn Jan empfingen mich mit einem kühlen Kronenburg. Welche Freude und Wohltat! Im schönen Gärtli gabs bald darauf herrlichen Braten, schmackhaften Salat und Teigwaren, bestreut mit Emmental français! Ein gelungener Ausklang für einen schönen Tag.

17.7.

Ich hatte mich für die Nacht auf Marc’s Grundstücks in meinem Zelt eingerichtet. Dies in weiser Voraussicht, weil ich Marc’s Vorliebe für absolute Dunkelheit im Schlafgemach kenne. Und ich im Gegensatz zum schlafen immer ein kleines Lichtlein brauche. Das kleine Lichtlein hat sich diese Nacht zu einem extrem hellen Vollmond ausgewachsen, welcher mich pünktlich um 2:30h weckte. Die vorgängige, einzigartige Mondfinsternis habe ich allerdings verschlafen 🙁

Nach einem gemeinsamen Frühstück verliessen uns Stephan und Jan Richtung Ferté-Vidame. Marc, Danilo und ich beschlossen, die eindrucksvolle Ausstellung antiker Motorräder, Abarth-Rennwagen, Feuerwehrfahrzeuge, Flugzeuge etc. etc. im Schloss von Savigny-lès-Beaune zu besuchen. Ich hatte sie früher schon besucht und sie hatte mich damals stark beeindruckt.

Die Fahrt auf der Weinstrasse von Givri nach Savigny im CX Prestige von Marc war ein Genuss. Das Burgund zeigt sich hier von seiner schönsten Seite. Die Leute verdienen Geld mit ihrem Wein und dem Tourismus und das sieht man, das zeigen sie auch.

Der Gang durch das museale Schloss war wiederum unglaublich bereichernd und erdrückend zugleich. Es bleiben gemischte Gefühle. Die schiere Auswahl, die Menge der Exponate ist schlicht unfassbar. Trouvaillen allenthalben. Die hohen Temperaturen jedoch reduzierten das  Aufnahmevermögen. Auf dem ganzen, riesigen Areal gabs nirgends ein Schluck Wasser oder ähnliches zu kaufen. Wir waren nach dem Besuch ziemlich erschlagen, groggy und wortkarg. Es war zuviel in vielerlei Beziehung.

18.7.

Nach dem langen und schönen Transfer durchs flache Nordfrankreich gibt’s für mich erstmal nur eine Besichtigung der Krönungskathedrale in Chartres. Stille, Einhalt, eine Cierge entzünden, alte Freunde steigen aus der Erinnerung hoch, sind wieder da, wieder bei mir. Ich fühle mich zuhause! 50km später in La Ferté-Vidame der übliche Stau am Eingang. Die Franzosen erstaunen einmal mehr mit ihrer hochgradig seltsamen Organisation der Einfahrt. Marc, resp. sein CX werden ein Opfer des Staus. Wegen der Stauhitze gibt’s einen Kabelbrand bei den Kühler-Lüftern. Ohne Kühlung ist an eine Weiterfahrt, sprich Rückfahrt nicht zu denken!

Zudem setzt noch ein fieser, kleiner Regen ein. Wie bestellt zum Aufbau unserer Zelte. Wahrlich ein schönes Setting für einen entspannten Festivalgenuss!?

Nach dem mühsamen Einstieg geben wir Gegensteuer und wollen auswärts gemütlich was essen gehen. Aber die Dörfer liegen hier ca. 10km auseinander, verbunden nur durch kleine Départementales. Dazwischen ein Meer von Korn. Und die Dörfer sind absolut ausgestorben. Nach 22 Uhr schliesslich finden wir ein (offenes!) kambodschanisches Restaurant. Dort gibt’s zwar nur Ente, aber wenigstens gibts was! Das Ehepaar gibt sich grosse Mühe, ist lustig drauf und unser Abend ist gerettet. Es ist das erste Mal in meinen Leben, dass ich kambodschanisches Essen genossen habe. Gar nicht mal schlecht, aber ein ungläubiges Staunen bleibt 🙂

19.7.

Ich habe danach trotzdem gut geschlafen. Auch die Morgentoilette klappte einigermassen, offenbar gibts genügend sanitäre Einrichtungen. Duschen allerdings verschiebe ich auf heute Nachmittag, da geht das wesentlich entspannter.

Bea, Marc und ich sind heute zur ersten Schicht in unserem Welttreffen 21 Stand eingeteilt. Nach der gründlichen Einweisung durch Willi macht diese Aufgabe richtig Spass. Das Interesse ist gross und wir verkaufen sogar einige Eintritte. Man bedenke, der Anlass ist erst in 2 Jahren. Unsere ersten ‚Kunden‘ sind Franzosen, Deutsche, Holländer, Australier, Neuseeländer und 3 nette Herren aus Vancouver, Kanada. Wahrhaft ein globaler Anlass!

Danach machen wir einen ersten Rundgang durch das Centenaire. Wir trennen uns, jeder folgt seinen Neigungen. Einzig der arme Marc sucht gezwungenermassen nach Ersatzteilen für seine Lüfter. Die Dimensionen des Anlasses sind schlicht gewaltig, dem hundertsten Geburtstag von Citroën würdig. Die Teilnehmer und Besucher kommen wirklich aus der ganzen Welt. Die Menge und Qualität der ausgestellten Fahrzeuge – eine Klasse für sich. Die Rosalies, Tractions und Göttinnen versammeln sich hier in unglaublichen Mengen. Es gibt immer neue Einzelstücke und Spezialitäten zu bewundern. Der Teile- und Zubehörmarkt ist riesig. Und die Location auf diesem alten Schlossgelände ist einfach einzigartig. Welche Grandeur diese alten Steine noch heute atmen. Ein würdiger Rahmen!

Mit einem Kebab und einigen Bieren lasse ich den schönen Tag beim abendlichen Konzert ausklingen. Junge Künstler geben alles. Die Abendsonne taucht die alten Gemäuer in ein goldenes Licht, die Musik ist gut. Ich bin sehr zufrieden.

20.7.

Gut erwacht, Morgentoilette heute erst um 10 Uhr. Hatte vorher doch definitiv zu viele Leute. Ein seltsames Phänomen sind die ungewohnten Warteschlangen vor den Herrentoiletten des Morgens. Bei den Frauen gibt’s das nicht? Sonst ist das doch immer umgekehrt?! Ruft dieses Treffen irgendwelche biologischen Veränderungen hervor?

Heute war normaler Treffenalltag angesagt. Es gab unglaublich viele Spectateurs, sicher in den Zehntausenden. Danilo, Jan und ich suchten die HY’s und mussten leider irgendwann aufgeben. Das Treffen ist schlicht zu gross und ich war am Nachmittag auf unserem Stand eingeteilt. Ich sah also weder die HY’s noch 2CV’s. Ist nicht so schlimm, kann ich ja in Samobor nachholen. Schlimm allerdings sind die viel zu sparsam verteilten Stände für die Flüssigkeitsaufnahme. Die Jetons sind ja ok, aber dass du für jedes Glas Bier eine Viertelstunde anstehen musst, das geht gar nicht.

Unser Stand für das Welttreffen 21 lief auch heute recht gut. Wir erteilten viele Auskünfte, konkret verkauft wurde aber nicht viel. Das Treffen ist noch zu weit in der Zukunft.

Am Abend waren praktisch alle Schweizer zum Galadinner angemeldet. Ich habe mich da gottseidank ausklinken können, mir sagen diese Anlässe nicht soviel. Nach den Schilderungen meiner anwesenden Mitstreiter ist der Anlass offenbar gelungen. Das Feuerwerk hat stark beeindruckt.

Ich genehmigte mir statt dessen vor der Rückkehr ins Camp noch zwei, drei Gläser Rotwein im örtlichen Café Orée an der heute doch sehr belebten Mainstreet von Ferté-Vidame. Ein Familienbetrieb, während des ganzen Anlasses waren 3 Generationen unentwegt im Einsatz. Man räkelte sich auf der prominenten Terrasse, overlooking Mainstreet. Ein kurzer, heftiger Regenschauer trieb alle Gäste kurz in die hübsche, kleine Bar. Plötzlich auf Tuchfühlung, diskutierten alle durcheinander und miteinander. Danach wurde es  wieder trocken und jedermann nahm problemlos wieder seinen angestammten Platz auf der Terrasse ein. Die Familie war sehr freundlich und die Gäste praktisch nur Franzosen. Ich fühlte mich ausgesprochen wohl und denke, ich war der Seele Frankreichs in diesem kostbaren Moment sehr, sehr nahe !

21.7.

Nachdem sich das Wetter bisher eher durchzogen präsentierte, gabs heute den ersten, richtig heissen Tag. Viele Leute verliessen das Camp schon heute, es sollte sich bis zum Abend um ca. die Hälfte leeren. Auch die Mehrzahl unserer Schweizer fuhren schon heute Richtung Heimat. Marc und Danilo sind noch da. Marc hatte seinen CX gestern verladen, der TCS wird ihn repatriieren. Die Reparatur vor Ort ist zu riskant. Heute solls mit einem Taxi nach Paris-Orly gehen, dort ist ein Mietwagen reserviert. Eine mühselige Geschichte.

Vor der Abreise jedoch öffneten wir unseren Stand erneut bis am Mittag. Das Interesse an Infos  war wiederum sehr gross. Unsere Standbetreuer sind nun schon recht versiert, in Samobor kann nichts mehr schiefgehen. Hoffen wir 🙂 Nach dem Mittag wurde abgebaut, die Mannen für den technischen Dienst, Hansruedi und Gérome fahren heute ebenfalls nach Hause.

Ich drehte noch eine ausgiebige, letzte Runde auf dem Gelände, bevor ich auf den Campingplatz zurückkehrte. Heute abend ist ruhiges Chillen angesagt, bevor ich morgen in der Frühe ebenfalls nach Hause aufbreche. Das habe ich in der Runde von Stephan, Jan, Danilo und Marc auch ausgiebig genossen.

22.+23.7.

Wie gewohnt fuhr ich alleine nach Hause. Ich liebe das so. Free as a bird!

Marc fand des Morgens im Café des Sports an der Mainstreet von Ferté-Vidame ein Taxi, welches Danilo und ihn nach Chartres brachte. Dort stand ein Mietauto bis Pontarlier bereit. Weiter gehts nicht, mit einem französischen Mietauto in die Schweiz ist unmöglich. Ein weiterer Vorteil unseres EU-Verzichts!?

Ich genoss Frankreich einmal mehr, wählte eine andere Route als bei der Herkunft. Speziell die d965 zwischen Auxerre und Courban ist traumhaft. Kein Verkehr nebst den allgegenwärtigen Mähdreschern, 30+ Grad (ich liebe das!) und ein treuer Leo, was will man mehr.

Nach der  erholsamen Nachtruhe am Bächlein im schon bekannten Camping municipal von Humes-Jorquenay bei Langres fand ich Richtung Vesoul und Belfort in die Schweiz zurück. Eine schöne Reise hatte ihren glücklichen Abschluss gefunden. Aber wie heisst es so schön – nach der Reise ist vor der Reise! Oder „See you in Samobor!“

Hier noch der Link zur offiziellen Homepage des Centenaire Citroën. Wie üblich gibt’s in unserem Media-Pool noch viel, viel mehr Bilder zum Thema. Die Bilder stammen von Marc, Tom Weilenmann und mir. Herzlichen Dank!