Museumsnacht – quo vadis?

Ende letzter Woche erreichte uns traurige Post von der Geschäftsstelle Museen Bern. Der Oldtimer Taxidienst der Museumsnacht wird 2023 ausgesetzt. Wir haben folgendes Schreiben erhalten:

Ich zitiere „Museumsnacht Bern 2023 – Fahrendes Museum

Liebe Fahrer:innen und Helfer:innen des Fahrenden Museums
Vor über 10 Jahren hat die Projektleitung der Museumsnacht Bern gemeinsam mit Marc Rufer, dem Oldtimerclub Bern und Freund:innen das «Fahrende Museum» an der Museumsnacht ins Leben gerufen. Seither wurde das Konzept in etlichen Städten im In- und Ausland kopiert und hat sich dort ebenfalls etabliert. Das «Fahrende Museum» hat über die Jahre sehr viel Freude bereitet und war jeweils ein Publikumsliebling der Museumsnacht.

Vor dem Hintergrund dieser Erfolgsgeschichte fiel es dem Vorstand von Museen Bern nicht leicht, sich für die Museumsnacht 2023 gegen eine Durchführung des «Fahrenden Museums» zu entscheiden. Die Gründe dafür möchten wir Ihnen kurz darlegen, bevor wir sie öffentlich kommunizieren:

• Die aktuelle Energiekrise betrifft die Museumsnacht direkt. Die Öffentlichkeit ist im Winter 2022/23 aufgerufen, aktiv Energie zu sparen. Das gilt nicht nur für Heizöl, Gas und Strom, sondern umfassend auch für alle fossilen Brennstoffe. Die Museumsnacht kann diesen Umstand, der für alle öffentlichen und privaten Bereiche gilt, nicht einfach ignorieren. Sie verlangt z.B. ebenfalls Anpassungen beim Lichtkonzept.
• Gleichzeitig ist der öffentliche Druck, Grossveranstaltungen nachhaltiger zu gestalten, nochmals grösser geworden. Dies zeigen regelmässig Rückmeldungen, die sich an die Museumsnacht richten. Mit den Vergnügungsfahrten der Oldtimer produziert die Museumsnacht Umweltimmissionen, die nicht zwingend notwendig sind. Wir arbeiten daran, künftig das Fahrende Museum in diesen Kontext zu stellen und proaktiv mit der Thematik umzugehen. Dies wird für 2023 aber noch nicht der Fall sein.

Der Vorstand kam deshalb an seiner letzten Sitzung zum Schluss, an der kommenden Museumsnacht 2023 auf das «Fahrende Museum» zu verzichten und für die Museumsnacht 2024ff. ein Nachhaltigkeitskonzept zu erstellen, das möglichst alle Bereiche überprüft. Wir sind uns bewusst, dass wir mit dem «Fahrenden Museum» eine beliebte Attraktion mit engagierten Freiwilligen im kommenden Jahr verlieren, zudem geht es darum, eine beliebte Veranstaltung lebendig zu halten und auf die Erfordernisse der Zeit einzugehen. Das Einsparen von Energie und ein nachhaltiger Umbau unseres Alltags sind nur möglich, wenn wir unsere Verhaltensweisen überdenken und auch bereit sind, liebgewonnene Gewohnheiten abzulegen.

Wir möchten uns für Ihre Treue und Ihr Engagement in all den Jahren ganz herzlich bedanken und hoffen, dass wirSie an der Museumsnacht Bern vom 17. März 2023 diesmal als flanierende Gäste mit einem spannenden Programm begrüssen dürfen. Wir werden Sie Ende Jahr für die Zustellung der kostenlosen Tickets kontaktieren und wünschen uns, dass wir Sie für die Museumsnacht 2024 mit einem angepassten Konzept wieder begrüssen dürfen.

Mit freundlichen Grüssen
Museen Bern

Beat Hächler, Präsident Silvia Müller, Geschäftsführerin
Der Vorstand des Vereins Museen Bern:
Manuela Angst, Vorsitzende der Geschäftsleitung Bern Welcome
Dr. Christoph Beer, Direktor Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern
Dr. Claudia Engler, Direktorin Burgerbibliothek Bern
Dr. Thomas Pauli, Direktor Bernisches Historisches Museum
Jacqueline Strauss, Direktorin Museum für Kommunikation
Dr. Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern/Zentrum Paul Klee
“ Ende Zitat.

Ist dies der richtige Entscheid?

Wir alle kennen und anerkennen die energiespartechnischen und klimaschützenden Bemühungen praktisch aller Institutionen heutzutage. Wir tragen diese gerne mit, die Zielsetzung ist unbestritten. Ob aber kosmetischer Overkill wie dieser Verzicht viel bringt? Nebst Kopfschütteln und der Faust im Sack. Die traurige Gestalt des teilweise abgedunkelten Berner Münsters ist ein weiteres Beispiel für solche Massnahmen!? Uebereifrig oder sinnvoll? Ich wage letzteres zu bezweifeln!

Für viele Besucher ist der Taxidienst der Oldtimer DIE ABSOLUTE Attraktion der Berner Museumsnacht. Davon zeugen die beeindruckenden Warteschlangen bei den Einsteigepunkten. Und die enthusiastischen Reaktionen der Fahrgäste und der Zuschauer entlang der Strecke. Wir kennen das aus eigener Erfahrung! Seit Jahren. Und wir hoffen und wünschen uns deshalb, dass die Verantwortlichen diese Kosten-/Nutzenrechnung nochmals aufmachen. Und nebst den unbestrittenen, rationalen Argumenten auch den Befindlichkeiten der schlichten Volkseele Bedeutung beimessen. E chli Freud mues si!

Marc, Michu und Georges