Leo 2 – Teilejagd

Am Anfang stand das Chassis. Da gabs nicht viele Teile, welche zugekauft werden mussten. Dafür umso mehr Teile und Flächen zu putzen. Auf der Einkaufsliste standen lediglich Spachtel, Schaber, Drahtbürsten, Pinsel und eine schlaue Grundierung mit ihrem Decklack.

Nach der ausgedehnten Kratz- und Putzorgie strich ich das ganze Chassis mit Roller und Pinsel. Spritzen bringt hier nichts. Die rauhe Oberfläche der Verzinkung kann ohnehin nicht überdeckt werden. Wie früher schon beschrieben, wurden gleichzeitig die Federtöpfe und Antriebskomponenten ausgebaut, revidiert und wieder montiert.

Während diesen Arbeiten wurde das Häuschen eines 62er AZUs angeliefert. Ich hatte es in der Nähe von Chalon s. S. gekauft. Auf den ersten Blick sah es gut aus. Wie sich jedoch zeigte, bedurfte es noch vieler Schweissstunden, bis es dem Meharichassis angepasst war. Und den schweizerischen Qualitätsansprüchen genügte.

Mit dem Häuschen kamen viele Originalteile des AZUs. Nun galt es auszuwählen, welche dieser Teile später verwendet werden sollen. Es sind nicht allzu viele. Diese Teile werden, zusammen mit Ersatzteilen aus unserem Ersatzteillager, gereinigt, aufgefrischt und später eingebaut.

Mitte des Jahres konnte ich den Motor abholen. Ich hatte ihn bei der Firma STP in 58675 Hemer, Deutschland bestellt. Die Firma ist ein Einmannbetrieb. Helmut Klein ist heute deren Inhaber. Als ehemaliger Mitarbeiter hat er die Firma der Witwe des in der Szene bestens bekannten (und umstrittenen) Herrn Maurice abgekauft.

Der Motor sieht gut aus, die Liste der verbauten Komponenten ist eindrucksvoll. Die Produktionsstätte ist ordentlich und gut sortiert, Helmut beeindruckt mich Laien mit seinem profunden Fachwissen über Metallbearbeitung etc. Hoffentlich jedoch, so denke ich bei mir, ist er als Motorenbauer besser als mit der vorhergegangenen Kommunikation. Da sind seine Fähigkeiten leider massiv unterdurchschnittlich.

Hier gehts um eher Unerfreuliches. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, die Bodenfreiheit von Leo 2 per Knopfdruck einstellen zu können. So à la Highjacker, dachte ich mir. Das ist aber beim 2CV wegen seiner spezifischen Federung nicht ganz so trivial. Nach langem Studium hatte ich mich für eine elektrische Lösung entschieden. Diese funktionierte anfänglich recht gut, aber eben leider nur anfänglich. Das folgende Video zeigt das Problem. Aber erst ganz am Schluss …

Nach dieser Erfahrung eher frustiert, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Feature erst später zu realisieren. Gut Ding will offenbar Weile haben. Momentan tendiere ich eher zu einer hydraulischen Lösung. Diese ist aber, mit all den notwendigen Aggregaten und Ventilen, sauteuer. We shall see!

Und dann sind da noch die Neuteile. Viele Neuteile. Immer wieder habe ich Kataloge gewälzt, Internetshops konsultiert, Teile und Preise verglichen. Erst aber immer bei Maurice nachgefragt, sein Lager durchforstet. Und mit Marc bin ich unser Ersatzteillager durchgegangen. Ich danke den Herren für ihre Geduld. Viele meiner Bedürfnisse konnte ich so lokal erfüllen.

Den Grossteil der Teile aber musste ich bei den einschlägigen Händlern bestellen. Und ich staunte nicht schlecht dabei. Man glaubt es kaum, aus wieviel kleinen und grossen Teilen ein 2CV zusammengebaut wurde. Das merkt man erst, wenn man so wie ich, praktisch bei Null beginnt. Und sich selber sein Wunschmobil zusammenschraubt.

Derweil wurde mein Projekt auch andernorts energisch vorangetrieben. Die Fachleute des Carosserie A6 Center in Muri kümmerten sich hingebungsvoll um mein französisches Blech. Und meine Spezialwünsche. Die sind zugegebenermassen ein wenig ausgeufert. Aber die fachliche Expertise des Carosseriespenglers Michu weckten immer neue Begehrlichkeiten bei mir. Er „fühlt“ den Kunden und setzt dessen Wünsche kreativ und gekonnt um. Schliesslich konnten wir kurz vor Weihnachten Chassis und Häuschen verheiraten.

Ohne Worte. Qualität spricht für sich!