Eigentlich wollten wirs ja zusammen angehen, der Rolf und ich. Und nun finde ich mich alleine in diesem wunderschönen Type H, auf der Autoroute du Soleil Richtung Nizza. Aber lasst mich die Geschichte am Anfang beginnen:
Ich habe mich seit einiger Zeit mit den Allradfahrzeugen von Citroën auseinandergesetzt. Die Erinnerung an meinen Wüstentrip zusammen mit Claudio sind nicht verblasst. Ich will das wiederholen. Mit einem adäquaten Fahrzeug, ein 4×4 sollte es schon sein.
Am liebsten wär mir natürlich ein Döschwo. Nebst dem Sahara und dem Voisin gibts da aber nicht viel Auswahl. Und die beiden Typen findest du praktisch nicht mehr auf den Markt. Und wenn du sie findest, dann zu Preisen, bei denen nach dem Kauf alles andere als ein Wüstentrip Sinn macht. Dazu sind sie einfach zu teuer. Und verschwinden deshalb irgendwo in einer klimatisierten Garage. Das ist sehr schade, aber heute einfach Tatsache. Bei dieser (eher frustrierenden) Recherche bin ich schliesslich auf den C15 gestossen.
Der C15 ist schon in seiner normalen Konfiguration, also mit Frontantrieb, enorm robust und geländegängig. Der hier verlinkte Vergleichstest untermauert diese Aussage mit einem Augenzwinkern. Und diesem Wunder hatte sich nun Dangel angenommen, eine im frankophonen Raum bestens bekannte Allradschmiede aus dem Elsass. Man konnte die Dangel, quasi als Zubehör, beim freundlichen Citroënhändler bestellen.
Was ist der C15? Kurz zusammengefasst ist er extrem genügsam, unglaublich langlebig (die Technik, nicht die Karosserie), sehr günstig und integraler Teil der französischen Volksseele. Er befördert mehr als 2.5 Kubikmeter, diese dürfen knapp 800kg wiegen! Das Auto, ein Derivat des Visa, wurde über 22 Jahre in knapp 1.2 Millionen Exemplare produziert. Es gab eine Benzin-, Diesel- und Elektroversion. Er ist der direkte Nachkomme der 2cv Fourgonnettes und der Acadyane. Und das profitabelste Auto, das Citroën je produzierte. Sein Nachkomme ist der Berlingo.
Dangel hat dem C15 einen Allradantrieb im Baukasten verpasst. Eine Kardanwelle verbindet das modifizierte Getriebe mit dem Differential der Hinterachse. Das Differential kann gesperrt werden. Die Hinterachse ist, zusammen mit horizontalen Federelementen, in einem stabilen Kasten untergebracht. Diese Einheit ist, anstelle der originalen Drehstabfederung, mit sechs Schrauben an den hinteren Längsträgern des C15 angeschraubt. Der Allradantrieb ist nicht permanent, er wird, gleich wie die Differentialsperre, über einen schlichten Drehknopf vom Cockpit aus gesteuert. Super simpel, super effektiv!
Dangel hat von diesen C15 nur ca. 1000 Einheiten produziert. Danach verlegte er sich, nebst anderen Marken, schwergewichtig auf den Umbau der aktuelleren Berlingo/Partner. Aus diesem Grund sind die C15 Dangel heute sehr gesucht und verschwinden meist sehr schnell wieder, wenn sie mal ausgeschrieben sind. Und normalerweise sind sie in pitoyablem Zustand, weil die früheren Besitzer meist Jäger und Bauern waren.
Seit einiger Zeit nun verfolgte ich aufmerksam diese Inserate in Leboncoin. Und kurz nach dem Jahreswechsel gabs kein halten mehr. In der Nähe von Nizza war ein C15 Dangel ausgeschrieben. Jahrgang 92 aus erster Hand, 1.8l Diesel mit 160’000km (das heisst bei diesen Motoren gut eingefahren) für €2990. Nach den Bildern sah er einigermassen aus. Die Region Alpes maritimes passte rostmässig auch, warm, kein Schnee aber auch nicht direkt am Meer. Also nichts wie hin.
Irgendwie muss ich dieses Vorhaben ziemlich kurzfristig mit Rolf diskutiert haben. Ich weiss nicht mehr so genau, was der Anlass zu diesem Gespräch war. Rolf meinte jedenfalls, wir könnten den C15 ja zusammen abholen. Er sei ja nach wie vor recht blockiert mit seinem Unfall. Und diese Abwechslung wäre ihm gerade recht. Ausserdem habe er ja seit kurzem diesen geilen Autotransporter und noch nie so richtig transportiert. Über grössere Distanzen und so. Meinte er. Mir war das natürlich sehr recht und ich freute mich auf die gemeinsame, bevorstehende Fahrt.
Leider musste Rolf kurz vor Abfahrt seine Teilnahme absagen. Familiäre Verpflichtungen bewogen ihn dazu. Ich verstand, hatte aber alle Papiere schon erhalten und die nötigen Abmachungen getroffen. Ich musste gehen. Und so fand ich mich plötzlich alleine mit diesem brandneuen, aufgemotzen Kilometerfresser auf der französischen Autobahn Richtung Süden. Aber das ist eine andere Geschichte und die erzähle ich ihm zweiten Teil!