Organisation: Daniel Rolland F-Montpellier
vom 28.5. – 10.6.2017
Teilnehmer 15 Personen sowie
1 C15 Organisation
1 Toyota 4×4 für alle Fälle
1 Mehari
1 Acadyane
4 2CV6
Der Zufall wollte es, dass die 24e Rencontre National des 2CV Club de France dieses Jahr in der Nähe von Nîmes, in Südfrankreich stattfand. So konnte ich die Teilnahme am Raid Corse, welche mit der Fährenüberfahrt in Toulon am 28.5. begann, verbinden! Ich verliess das grosse 2CV-Treffen am Sonntagmorgen um über Nebenstrassen nach mehr als 200km an den Hafen von Toulon zu gelangen. Hier traf ich auf die französischen Teilnehmer des Raid „Cool“ Corse. Die Nachtfahrt mit der Corsica Ferries war absolut ruhig, das Hochdruckwetter über Europa trug dazu bei.
Daniel Rolland, der Organisator, ein versierter, erfahrener 5-facher Paris-Dakar Teilnehmer mit grossem Geschick aus jeder noch so heiklen Situation das beste daraus zu machen. Seine Geschichten, welche er uns jeweils am Abend auf dem Campingplatz erzählte, versetzte die meisten Teilnehmer ins Staunen und vermittelten aber gleichzeitig ein grosses Vertrauen in seine Fähigkeit, uns aus eventuellen Schwierigkeiten heraus zu halten! Tatsache war dann, wir befanden uns auf einer verbotenen Militärstrasse im Hochland, dass bei seinem überladenem, alten C15 (nebst üblichem Campingmaterial mit Zelt für zwei Personen und Ersatzmotor, -getriebe und zwei Kardanachsen usw. beladen), die hintere Aufhängung sich von der Karosserie gelöst hatte!! Zwei Gurtspanner lösten auf einfache Art das Problem, einer längsseitig zur vorderen Aufhängung, der andere hochseitig indem man in der Karosserieschwelle ganz einfach einen Durchschlag heraus hämmerte um den Gurt durch zu ziehen, bien fait! Der C15 hielt problemlos die restliche Strecke aus. Am nächsten Tag holte sich Daniel zwei Eisenplatten sowie M10-Schrauben und Muttern um die Gurten zu ersetzten. Das „Ding“ hielt noch 4 Tage bis zur Heimfahrt. In der Zwischenzeit wiederholte sich dasselbe Missgeschick auf der linken Seite und die Reparatur wurde gleichermassen wiederholt!! Chapeau !! Unsere Döschwos hingegen hielten alle den Widrigkeiten problemlos stand !
Das Raid führte uns allererst von Bastia nach Norden um den „Finger“ nach St. Florent und im Gegenuhrzeigersinn rund um die Insel Korsika. L’lle Rousse, Calvi, Porto, Cargèse, Ajaccio, Bonifacio, Porto Vecchio, Corte im Landesinnern im bergigen Naturpark und schlussendlich wieder St. Florent und Bastia. Dabei wechselten sich Aufenthalte und Übernachtungen auf Campingplätzen und Hotels täglich ab. Dasselbe galt für das Abendessen. Mittags war Pic-Nic angesagt, aber nicht etwa schnell ein Sandwich runtergedrückt, nein, à la vrai mode et tradition française. Ohne Apéro geht schon gar nichts. Pastis, Rosé, selbstgebrannte Obstweine, feines Paté, waren selbstverständlich. Jeden Tag Einkauf beim Boulanger für ein frisches Baguette und Kuchen, im Ortsladen Salat, Tomaten, Früchte, Fertig- und Konservenprodukte, Käse und Desserts zum Kaffee ! Schnell sind die Tische aufgestellt, Tischtuch darüber und schon teilt man sich das Eingekaufte und Mitgebrachte rundherum ! Bon appetit !
Korsika wurde 1768 von den Genueser, die die Insel im Mittelalter lange beherrschten, an Frankreich abgetreten und besteht heute aus zwei Départements; Haute Corse FR-2B und Corse-du-Sud FR-2A. Wehrtürme und schöne Zitadellen sind Zeugen die es wert sind zu besuchen und zu bestaunen. Am eindrücklichsten ist es per Bootsfahrt !
Ebenso einmalig ist es die Insel in allen Facetten per Döschwo zu erleben ! Küstenstrassen, Passstrassen, Hochlandstrassen und ….Pistenstrassen, natürlich. Daniel Rolland ist hier ein Kenner, da er die Insel in- und auswendig durch mehrmaligem Besuch wie seine Hosentasche kennt. Bereits der erste Tag führte uns kurz nach Bastia von der Küste weg, zuerst hoch über eine enge Bergstrasse, danach über eine holprige vom Wasser erodierte Naturstrasse, nur ein Erdrutsch hat die Weiterfahrt unmöglich gemacht.
Am nächsten Tag ein besonderer Höhepunkt, der paradiesische Strand von „Saleccia“! in den Touristenführern gepriesen und nur per Boot oder 4X4 zu erreichen. Denkste, die 12 km lange Piste durch den „Désert des Agriates“ wurde von allen unseren 2CV’s gemeistert! Ihr hättet die Gesichter der erstaunten Touristen hoch auf ihren 4X4 sehen sollen !! Solche Situationen haben sich auf dem Weg um die Insel immer wieder ergeben und grundsätzlich ist man mit dem Döschwo auch immer gern bestaunter Fahrer.
André Citroen und Pierre Boulanger haben Korsika vielleicht nicht gekannt, aber ihre Vorgabe, ein Auto zu bauen welches die beschwerlichen Seiten des Alltages von dazumal meistert, ist und bleibt genial. Die Ingenieure welche mit grossem Mut und Risiko die technischen Lösungen suchten und gefunden haben, sind auf solchen Reisen 100% spürbar. Insbesondere Aufhängung und Federung aber auch das Motörchen sind mit Worten gar nicht genug zu würdigen.
Ich kann Euch mit meiner Erfahrung nur mitteilen, heget keine Angst oder Bedenken mit dem 2CV irgendwelche Reise zu unternehmen (muss ich Euch ja gar nicht sagen!). Eben, nur eine nicht mehr vorhandene Strasse kann dem 2CV die Weiterfahrt verhindern ! Die vielen Reiseberichte in alle Welt in der langen Geschichte des 2CV, zeugen von diesem genialen und in allen Lagen bewährten Fahrzeug, das wir so gerne hegen, pflegen und lieben.
An der National in Nîmes habe ich Marcelo Lama kennen gelernt. Bekannt ist Lama und sein Freund Ricardo Nazar aus Santiago de Chile durch die 7- jährige Weltreise in den Jahren 1971–1977 mit der „Citroneta“ (2CVProduktion in Chile), die sie jetzt in einem Reisebuch erzählen (zwei Feuerwehrleute welche jeweils in Feuerwehrkasernen übernachten)
Auf der Korsika-Reise fühlte ich mich jeweils ein wenig in solche geschichtliche Abenteuer zurückversetzt. Ein gutes Gefühl und schöne Erinnerungen!
Author Claudio
Morbio Superiore, 24.6.2017/cc